Jobsuche nach der Elternzeit – So wird’s was

0
Mutter in Heimarbeit
Beitrag bewerten 1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne
Loading...

Der Gesetzgeber hat für Eltern in der Erziehungszeit einen besonderen Kündigungsschutz eingerichtet. Damit bleibt der Job gesichert und nach der Erziehungszeit ist eine Rückkehr in der Regel möglich. Doch es gibt genug Gründe, sich nach der Elternzeit beruflich neu zu orientieren. Wenn ein befristetes Arbeitsverhältnis in der Elternzeit endet, beispielsweise oder die branchenüblichen Arbeitszeiten nicht familienkompatibel sind.

Bei bestehendem Arbeitsverhältnis – Wechsel in Teilzeit oder Aufgabenbereich

Arbeitgeber möchten Fachkräfte natürlich gern im Unternehmen halten und sind bei veränderten Lebensbedingungen bereit, Kompromisse zu finden, mit denen alle Beteiligten leben können. Gestaltungsspielraum bietet vor allem die Arbeitszeit, die an Kinderbetreuungsangebote angepasst oder verkürzt werden kann. Auch ein Wechsel in andere Aufgabenbereiche oder eine Kombination mit Homeoffice ist denkbar.

Gut organisierte Unternehmen laden Eltern in Elternzeit zu Gesprächen ein, um die Einsatzmöglichkeiten zu prüfen. Offene Gespräche sind hier hilfreicher, als mit einer unterschwelligen Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes zu viel zu versprechen. Je länger ein Arbeitsverhältnis besteht, desto eher sind die Unternehmen an einer Weiterbeschäftigung interessiert. Dies gilt inzwischen für beide Elternteile, denn auch Männer in Teilzeit, sind heute keine exotischen Ausnahmen mehr.

Hinweis: Die Kündigung von Arbeitnehmerseite aus ist immer problematisch, weil die Arbeitsagentur die Geldleistungen für 3 Monate verweigern kann. Daher möglichst auf Kündigung oder Aufhebungsverträge verzichten! An den Geldleistungen hängt auch die Sozialversicherung und fehlender Versicherungsschutz in der Krankenversicherung ist ein Risiko, das nicht eingegangen werden sollte. Vor allem dann nicht, wenn das Kind mitversichert ist.

Bewerbungscoaching oder Vermittlungsbüros

Ist der Wechsel oder die Neuorientierung aber die einzig denkbare Option, muss als erstes eine gute Bewerbung her. Hierfür gibt es entsprechende Coachings. Diese werden auch von der Arbeitsagentur gefördert. Selbst bei bestehendem Arbeitsverhältnis ist es möglich, sich arbeitsuchend zu melden und ggf. Vermittlungsunterstützungen zu erhalten.

Ein gutes Instrument ist der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein mit dem Schwerpunkt der Arbeitsvermittlung. Diesen dürfen Arbeitsvermittler einlösen, die Arbeitsuchende erfolgreich in Arbeit vermittelt haben. Der neue Job muss versicherungspflichtig sein.

Die Einlösemodalitäten für den Vermittlungsgutschein sind von der Arbeitsagentur vorgegeben. So wird bei schnellem Verlust des Arbeitsplatzes nicht die gesamte Summe gezahlt, was die Arbeitsvermittler motiviert, gute Jobs mit langfristigen Perspektiven zu suchen.

Dieser Gutschein wird zeitlich und manchmal auch regional begrenzt ausgestellt, ist aber an keinen speziellen Arbeitsvermittler gebunden. Das Original sollte erst abgegeben werden, wenn eine erfolgreiche Vermittlung stattgefunden hat. Bis dahin können beliebig viele Vermittler beauftragt werden.

Was viele nicht wissen, auch Zeitarbeitsfirmen vermitteln in feste Jobs ohne Leiharbeit. Oft sogar komplett ohne Vermittlungsgutschein, weil die Unternehmen hierfür zahlen.

Vorsicht vor Bewerbungsmustern aus dem Internet

So hilfreich das Internet auch ist. Es hat für alle Lebensfragen Tipps und Tricks. So auch für die Bewerbungen. Doch hier kann sich die Hilfe schnell ins Gegenteil verkehren. Google sortiert seine Suchergebnisse nicht Sympathie des Users, sondern nach Beliebtheit der Webseite und oft genug nach Zahlungseingängen von Seitenbetreibern.

Das heißt, was ein Suchender findet, wird Millionen anderen auch angezeigt. Personaler die immer wieder gleiche Floskeln lesen, erkennen schnell, dass die Bewerbung kopiert und maximal nachbearbeitet wurde, wenn überhaupt. Hinzu kommt, dass viele Musterbewerbungen genau die Fehler beinhalten vor denen Bewerbungsratgeber einstimmig warnen: Hiermit bewerbe ich mich… Wer so anfängt, hat kaum eine Chance.

Es ist besser eine selbstgeschriebene und passgenaue Bewerbung einzureichen, auch wenn sie nicht perfekt ist, als eine perfekte die ein Entscheider mehrmals sieht.

Auch interessant: Heimarbeit – Familie unter einem Dach?

Umgang mit Kind und Erziehungszeit im Lebenslauf

Private Themen sind für Unternehmen eigentlich irrelevant. Familienstand, Kinder usw. müssen gar nicht angegeben werden. In der Praxis macht das aber wenig Sinn, weil Kinder auch für die Karriere positive Auswirkungen haben.

Eltern tragen Verantwortung, sind zielstrebiger, weil sie dem Kind Sicherheit bieten wollen, sie sind Organisationstalente und möchten einer Vorbildwirkung für ihr Kind nachkommen.

Alles Effekte, die ein Unternehmen ebenfalls gerne sieht und nutzt. Statt Kinder und Erziehungszeiten zu verschweigen, sollte lieber belegt werden, dass Kompetenzen hinzugekommen sind, die für die Karriere hilfreich sind.

Auch kostenfreie Onlineseminare sind Weiterbildungen und können angegeben werden, Nebenjobs und Ehrenämter ebenfalls.

Kritisch sind Vorstellungsgespräche. Wer hier zu sehr ins Privatleben abdriftet, verspielt sich Chancen. Angaben zur Familie sollten überhaupt nur auf Nachfrage gemacht werden, wenn der Bewerber diese geben möchte.

Mädchen Ratgeber

Machen Stellengesuche Sinn?

Stellengesuche sind sowas wie Kontaktanzeigen im Businessbereich. Egal was man schreibt, alles kann fehlinterpretiert werden. Sobald sie Geld kosten, sollte über die Schaltung von Gesuchen gründlich nachgedacht werden, denn wer liest diese denn wirklich?

Personalentscheider in großen Unternehmen greifen auf Initiativbewerbungen zurück oder schreiben selbst Anzeigen aus. Gesuche werden in erster Linie von Multi Level Marketern abgegrast, die jedem weismachen wollen, dass sie mit dem Verkauf von Kosmetik oder Nahrungsergänzungsmitteln die Wahnsinnskarriere machen.

Statt Gesuche aufzugeben, sind Initiativbewerbungen zu empfehlen. Auch wenn diese oft ungelesen in den Papierkörben landen, sind sie erfolgversprechender als Stellengesuche.

Selbstständigkeit oder Umschulung?

Als Eltern steht man vor einem riesigen Problem, nämlich der Kinderbetreuung. Viele Eltern machen aus diesem Problem die Lösung und etablieren sich als Tagesbetreuung. So versorgen sie das eigene Kind und holen Spielgefährten dazu. Tageselternkurse sind relativ schnell zu absolvieren, allerdings hängen nach einigen Gesetzesänderungen ziemlich hohe bürokratische Hürden an diesem Berufsfeld.

Auch andere Berufszweige erlauben die selbstständige Tätigkeit bei freier Zeiteinteilung und oft sogar ortsunabhängig. Immer mehr junge Eltern nutzen daher die Zeit vor der Schulpflicht zum Reisen und Arbeiten in kreativen Remotejobs, als Blogger o.ä.

Besonderes Augenmerk sollten Eltern auf Umschulungen oder Zweitausbildungen legen. Es gibt sehr viele Angebote, die auch in Teilzeitmodellen angeboten werden, was für die Kinderbetreuung ideal ist. Zudem werden immer mehr Seminare online abgehalten, so dass auch bei Ausfallzeiten zumindest teilweise an den Kursen teilgenommen werden kann. Dabei dauern die Teilzeitumschulungen nur unwesentlich länger und das Kind wird in der Zeit auch größer und älter, was die Betreuung zunehmend leichter macht.

Fazit: Bei einem bestehenden Arbeitsverhältnis, sollte der Arbeitgeber erster Ansprechpartner sein. Auch wenn es Umschulungswünsche gibt, können Lösungen gefunden werden, die im alten Unternehmen umsetzbar sind. Selbstständigkeit muss gut überlegt sein, vor allem weil die soziale Absicherung nicht mehr nur allein die Eltern betrifft, sondern auch das Kind eine Krankenversicherung braucht.

Mit einem Vermittlungsgutschein können Fachleute beauftragt werden, die oft über ein gutes Netzwerk verfügen und die Familienfreundlichkeit von Unternehmen gut einschätzen können. Zudem vermitteln Personaldienstleister wie Zeitarbeitsfirmen nicht nur in Leiharbeitsverhältnisse, sondern auch direkt in Unternehmen.

Titelbild: ©iStock – dragana991

 

 

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

Keine Kommentare