Hilfe, mein Kind klammert! – Was tun bei Trennungsängsten?

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Kind klammert sich um Mama
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Pure Verzweiflung spricht aus den nassen Augen, ein unkontrollierbares Schluchzen macht das Sprechen unmöglich, die kleinen Schultern zucken, die Hände zittern und die Knie wackeln. Wenn Kinder unter Trennungsängsten leiden, ist das schlimm.

Sehr schlimm, denn Kinder empfinden diese Angst als existentielle Angst. Dass die Erwachsenen die Situation völlig anders sehen und sich über das klammernde Kind ärgern, macht das nicht einfacher. Dabei kann man Kindern so einfach helfen, selbständig zu werden.

Kleine Entdecker brauchen Sicherheit

Es ist ganz normal, dass Kinder in manchen Phasen klammern, auch wenn sie ansonsten ganz tough und selbständig sind. Das hat nichts damit zu tun, dass sie besonders ängstlich wären oder plötzlich einen Rückschritt in der Entwicklung machen – ganz im Gegenteil.

Wer jeden Tag die Welt neu entdeckt, sich neue Wissensgebiete und Lernfelder erschließt, der braucht zwischendurch Sicherheit.

Und Sicherheit gibt es bei Mama. Kinder klammern nicht, weil sie ihre Eltern verärgern wollen oder plötzlich rationale Bedenken entwickeln. Eltern, die versuchen, rational und logisch gegen diese Trennungsängste zu argumentieren, haben wenig Chancen.

Die Argumente sind zwar korrekt, aber sie kommen nicht an. Denn Trennungsängste sind nicht rational, sie sind mehr wie ein tiefes Bauchgefühl, gegen das der Kopf nicht ankommt.

Ein klammerndes Kind wegzustoßen ist genauso wenig hilfreich wie die Argumentation – in den Arm nehmen und einfach erst einmal in Sicherheit wiegen hilft besser. Verständnis zeigen gibt den Kindern die Sicherheit, die sie brauchen: Mama ist für mich da, sie versteht mich und kümmert sich.

Ein bisschen Hokuspokus gegen das blöde Monster im Bauch

Viele Kinder können schon im Kindergartenalter ganz gut formulieren, wie sich die Trennungsangst anfühlt, und sie merken es, wenn die Angst kommt. Oft ist die Angst davor, dass die Angst kommen könnte, viel größer als die Angst selbst.

Wie ein unbekannter Schrecken, ein Monster, schleicht die Trennungsangst beim nahenden Abschied an der Tür vom Kindergarten um die Kinder herum, und aus der Ferne sieht dieser Schrecken natürlich noch viel schrecklicher aus.

Gegen irrationale Ängste helfen irrationale Maßnahmen. Wenn das Kind den Trennungsschrecken kommen sieht, kann man ihn wegzaubern. Verständnisvolle Väter können ihre kleinen Ritter zu „Drachenbeschwörern“ ausbilden und mit den Worten „Eins, zwei, drei, der Drache wird zu Brei!“ stärken. Bei Mädchen tut es ein weniger martialischer Spruch, beispielsweise „Ene mene meck, der Schreck geht weg!“ oder dergleichen.

Überlegen Sie mit Ihrem Kind zusammen, was am besten helfen könnte. Sowie der „Zauberspruch“ einmal gefunden ist, kann er zum Ritual werden und in jeder Trennungssituation zum Einsatz kommen. Je öfter er gesagt wird, desto unnötiger wird er erfahrungsgemäß mit der Zeit.

Mädchen Ratgeber

Vertrauen kommunizieren und Verabredungen einhalten

Kinder trauen sich selbst manchmal weniger zu, als sie tatsächlich können. Bestärken Sie Ihr Kind in seinem Selbstvertrauen und zeigen Sie ihm die eigenen Kompetenzen.

Umgekehrt müssen Sie beweisen, dass Sie absolut verlässlich sind und sich an Verabredungen erinnern.

Das ist eine kleinschrittige Entwicklung: Sie können beispielsweise Ihr Kind in den Gruppenraum vom Kindergarten begleiten und verabreden, dass es am Fenster wartet, bis Sie draußen auf dem Gehweg vorbeilaufen.

Dann wird noch einmal gewunken. Sie müssen Ihren Teil der Abmachung einhalten, dann wird Ihr Kind auch seinen Teil einhalten.

Übrigens: Während Dreijährige noch im Gruppenraum von Mama verabschiedet werden müssen, bestehen Vierjährige schon darauf, von der Tür aus allein zu gehen, und Fünfjährige wollen manchmal gar nicht von Mama gebracht werden, sondern ab der letzten Straßenecke alleine laufen.

Das funktioniert aber nur, wenn von Anfang an gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wurde und Kinder und Eltern ihre Kompetenzen ganz genau einschätzen können.

Mädchen drückt sich an ihre Mutter

Loslassen können müssen auch Eltern lernen

Kinder sind sehr einfühlsam und haben feine Antennen. Trennungsängste sind manchmal nicht nur ganz normale Entwicklungsphasen und Ausdruck des Älterwerdens, sondern ein Spiegel.

Wenn Eltern ihrem Kind nicht viel zutrauen und selbst eher ängstlich sind, länger Nestschutz geben wollen oder dem Kindergarten/dem Sporttrainer nicht vertrauen, spüren Kinder das und spiegeln das Gefühl der Eltern in ihrem Verhalten.

Seien Sie ehrlich mit sich selbst und mit Ihrem Kind: Wenn Sie sich mit der Betreuung nicht wohl fühlen, sollten Sie das Problem unter Erwachsenen klären.Und vertrauen Sie Ihrem Kind – es ist kompetent.

 

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Titelbild: ©iStock.com/Sonifo
Textbild: ©iStock.com/kyolshin

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

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