Helikopter-Eltern: Ist zu viel Fürsorge schädlich?

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Schadet zu viel Fürsorge dem Kind?
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In Sachen Erziehung, Eltern und Schule wird ständig eine neue sprichwörtliche Sau durch das Dorf der deutschen Gesellschaft getrieben. Mal sind die Eltern an allem Schuld, mal sind die Lehrer an allem Schuld (ohnehin meistens), mal ist es die Lehrerausbildung (wahlweise die Schulausstattung) – nur selten sind es die Kinder. Das neueste Schlagwort ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Helikopter-Eltern“.

Im Spannungsfeld zwischen Schule und Elternhaus

Erziehung findet grundsätzlich überall statt: Zu Hause bei den Eltern, bei Freunden, unter Kindern, durch Onkel, Tanten, Großeltern, Paten, Nachbarn und anderen Menschen. Natürlich auch in Kindergarten und Schule.

Nun herrscht schon länger Unklarheit darüber, welcher Teil der Erziehung und vor welchem welcher Anteil an der Erziehung ins Elternhaus gehört und welcher Schulangelegenheit ist. Natürlich sind die schulischen Inhalte ganz ohne Frage Sache der Schule.

Aber wo fängt die Kompetenz der Lehrer an, wo hören die Zuständigkeiten der Eltern auf? Helikopter-Eltern sind bei Lehrkräften in der Regel nicht besonders beliebt, denn sie tendieren dazu, Kompetenzgrenzen zu überschreiten und sich einzumischen. Den Kindern selbst fällt das nicht unbedingt auf, sie fühlen sich unter Umständen schlicht arg umsorgt.

Kreisen über dem Kind: Permanente Aufsicht und Überwachung

Wenn im öffentlichen Raum etwas passiert ist, das Überwachung erfordert, kreist oft genug der Polizeihubschrauber in der Luft. Von oben wird zugeschaut, überwacht, kontrolliert. Genau diesen Zustand meint der Begriff Helikopter-Eltern: Wie ein Helikopter kreisen die Eltern über dem Kind und sorgen dafür, dass es permanent überwacht wird.

Das mag in der heutigen Zeit mit starkem Verkehrsaufkommen, Kriminalstatistiken für jede Stadt und jedes Dorf und die Gefahren der neuen Medien vielleicht ganz sinnig erscheinen, nimmt dem Kind aber auch ein Stück der Eigenverantwortlichkeit.

Denn diese Eltern tendieren dazu, das Kind zu sehr zu behüten und der selbstständigen Entwicklung dadurch im Weg zu stehen. Das kann so weit gehen, dass die Eltern sich in schulische Angelegenheiten einmischen, die reine Kindersache sind.

Video: Unterm Glassturz. Das überbehütete Kind

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Schadet zu viel Fürsorge wirklich?

Abschließend geklärt ist dieser Punkt noch nicht. Denn was angebracht ist, was zu viel ist, was zu wenig ist, das hängt immer von der Lebenssituation ab. Das hängt ab von der Persönlichkeit von Kind und Eltern, dem Verhältnis zueinander, dem sozialen Umfeld, vielem mehr. Kinder sind Individuen, und Eltern sind das auch.

Trotzdem sollten Eltern akzeptieren, dass Kinder in der Schule einen mehr oder minder elternfreien Raum haben, den sie für eine gesunde Entwicklung auch brauchen. Immerhin müssen sie lernen, selbständige Personen zu werden, die aus eigenem Antrieb heraus pünktlich kommen, die selbst wissen, wann es kalt genug ist, um die Jacke zu schließen, und die sich alleine die Zähne putzen können.

Werden Kinder zu sehr umsorgt, nehmen Eltern ihnen all diese kleinen Selbstständigkeiten ab, können Kinder sich nicht frei entfalten. Und natürlich stört es den schulischen Alltag, wenn Eltern sich in Unterricht, Pausen und Nachmittagsbetreuung einmischen.

Mädchen Ratgeber

Einfach mal loslassen und vertrauen

Kinder sind kein Projekt, das zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden muss. Sie sind Menschen, von Anfang an in ihrer Persönlichkeit, in ihrem Charakter und in ihren Verantwortlichkeiten ganz kompetent. Wenn Eltern darauf vertrauen und ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, lernen Kinder aus dem familiären Alltag heraus recht schnell, eigenverantwortlich zu handeln und den eigenen Weg durchs Leben zu gehen.

Bildquelle: © sunabesyou – Fotolia.com

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

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