Taufe: Sollte ich mein Kind taufen lassen?

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Die Bedeutung des Glaubens im alltäglichen Leben hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Weil die Erwachsenentaufe schon vor Jahrhunderten aus der Mode gekommen ist, stellen sich viele Eltern die Frage, ob sie ihre Kinder überhaupt taufen lassen sollen oder nicht.

Pro-Taufe: die Argumente der Befürworter

Das Kind taufen lassen schützt davor, selbiges zum Außenseiter zu machen. Gerade in ländlichen Gegenden, in denen der Sprössling dann beim Religionsunterricht als einziger den Klassenraum verlassen müsste, spricht einiges dafür, ihn oder sie frühzeitig in die christliche Glaubensgemeinschaft zu integrieren. Das Christentum gehört hierzulande zur Kultur. Eine Taufe bedeutet für manche Pro-Anhänger, sich zum Wertesystem des Abendlandes zu bekennen.

Wer nicht getauft ist, kann an Kommunion, Konfirmation oder Firmung nicht teilnehmen. Um dem Nachwuchs nicht die Möglichkeit zu entreißen, auch diese Feste zu zelebrieren, entscheiden sich viele Eltern für eine Taufe.

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Alle Wege stehen einem offen

Die Taufe ist keine endgültige Lebensentscheidung. Möchte das Kind später einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft angehören, steht dieser Weg trotz des Sakraments immer noch offen.

Häufig angeführte Aspekte der Tauf-Gegner

Ein Kind taufen lassen, obwohl die Eltern nicht gläubig sind und das Christentum innerhalb der Familie keine Rolle spielt, halten viele für heuchlerisch. Wer nicht regelmäßig in die Kirche geht und sich nicht eindeutig zur katholischen oder evangelischen Glaubensgemeinschaft bekennt, benutze dieses Sakrament nur als Legitimation für eine Familienfeier, so die Ansicht vieler Anti-Täufer. Außerdem wollen sie ihren Sprösslingen die Freiheit schenken, selbst über Glaube und Religionsgemeinschaft zu entscheiden.

Kinder könnten ohnehin noch nicht erfassen, welche Verpflichtung mit der Taufe eingegangen wird. Vielleicht fühlen sie sich bei der späteren Kommunion oder Konfirmation dazu gezwungen, ein Gelöbnis vor Gott zu wiederholen, dass sie eigentlich gar nicht leisten wollen. Haben Eltern in der eigenen Kindheit negative Erfahrungen im Kommunionsunterricht oder in der Klosterschule gesammelt, wollen viele ihre Kinder vor Ähnlichem bewahren. Die Taufe nicht durchführen zu lassen, ist für sie der erste Schritt, weg von der Institution Kirche.

Eine sehr persönliche Entscheidung: Taufen?

Pauschalisieren lässt sich in Glaubensangelegenheiten selten etwas. Wer die im bayerischen Alpenvorland lebende Familie dafür verurteilt, die Kinder aus ganz pragmatischen Gründen taufen zu lassen, um ihnen die Existenz als Außenseiter zu ersparen, liegt ebenso falsch wie andere zum Taufen zwingen zu wollen. Weil Eltern für ihre Kinder diese Entscheidung zu fällen haben, sollten sie auch versuchen, sämtlichen Egoismus beiseite zu schieben.

Bestenfalls spielen Mütter und Väter beide Szenarien gedanklich durch. Und zwar aus der Sicht des Nachwuchses und ausschließlich im Sinne desselben. Wer im Falle der Tauf-Verweigerung negative Auswirkungen für die schulische Laufbahn oder die Integration im Heimatdorf sieht, sollte das Kind taufen lassen. Geht es nur darum, den eigenen Eltern oder Schwiegereltern zu gefallen und spricht ansonsten kein Argument für das christliche Zeremoniell, verzichtet die Familie lieber darauf.

Ja oder Nein? Eine Frage der Überzeugung

Gute Ratschläge von Freunden, Nachbarn und Bekannten verunsichern nur. Wissen Eltern nicht, ob sie den Kontakt zum örtlichen Pfarrbüro aufnehmen sollen oder nicht, beschränken sie sich auf Gespräche miteinander. Eine gemeinsam gefällte Entscheidung stärkt die Familienbande.

Titelbild: © istock.com –  Antonio Gravante

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

2 comments

  1. Markus Fugger von dem Rech 14 August, 2019 at 08:20 Antworten

    Ich bin zwar katholisch, aber strikt gegen die Kindertaufe. Ein Segen sollte für unmündige Kinder genügen. Gott will, daß wir uns aus freien Stücken zu ihm bekennen. Erreicht das Kind das Entscheidungsalter, kann es selbst bestimmen, ob es den Glauben der Eltern annehmen und weitertragen möchte! Und: wer sich als mündiger Mensch bewußt für die Taufe entscheidet, wird auch ein aktiver und überzeugter Christ werden, weil sein Christsein auf seiner persönlichen Entscheidung beruht!

  2. Markus Fugger von dem Rech 29 August, 2019 at 11:21 Antworten

    Es stimmt nicht, dass einem nach der Taufe alle Wege offen stehen. Einmal getauft, ist man aus Kirchensicht für immer Kirchenmitglied. Und genau aus diesem Grunde bin ich -obschon gläubiger Katholik- ein Gegner der Kindertaufe! Ein Segen ja gerne für Kleinkinder, aber die Taufe als prägendes Sakrament doch bitte erst im entscheidungsfähigen Alter! Solch eine Entscheidung können Eltern nach meiner Sicht der Dinge ebenso wenig für ein Kind treffen wie die Wahl des späteren Ehepartners des Kindes.

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