Mehrsprachige Erziehung – Vor- und Nachteile

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Kinder mehrsprachig
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Wenn Eltern aus zwei verschiedenen Kulturkreisen kommen oder in einem anderen Land als ihrem Geburtsland leben, ergeben sich oft Sprachprobleme. Mehrsprachige Erziehung galt lange als ein Nachteil, es würde die Kinder überfordern, sie am Sprechen lernen hindern – dem ist aber nicht so.

Sprache ist Identität und Kultur

Kinder haben grundsätzlich, immer und unter allen Umständen ein Recht darauf, ihre kulturelle, ethnische und nationale Herkunft zu kennen. Denn die Herkunft bestimmt nicht nur über den Pass und damit Wahlrecht, Wehrpflicht und andere politische Belange, sondern auch über die Identität. Sprache ist identitätsstiftend, denn Sprache transportiert allein durch den Wortschatz und die Grammatik Kultur.

So, wie Saharabewohner kein Wort für Schnee in ihrer eigenen Sprache haben, kennt das Deutsche kein Wort für flache Teigfladen, die mit Tomaten und Käse belegt werden (Pizza ist italienisch – Wort wie Gericht), haben Briten kein eigenes Wort für den Zeitgeist, der eine deutsche Idee ist und mit dem deutschen Wort ausgedrückt wird.

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Heimat und Kultur vermitteln

Kultur wird immer und unbedingt über Sprache transportiert. Wenn Eltern ihre Kinder die Kultur ihrer Heimat vermitteln wollen, geht das nur über die Sprache – mehrsprachige Erziehung ist also ein Muss.

Viele Sprachen – Der Partner/die Partnerin lernt immer mit

Mehrsprachige Erziehung erfordert von den Eltern und den Bezugspersonen eines Kindes klare Absprachen. Kinder lernen Sprache von Geburt an durch Hören, Verstehen und Nachahmen. Wer eine Sprache nicht wirklich gut beherrscht, ist auch nicht in der Lage, ein Kind in dieser Sprache großzuziehen – das Kind wird immer die Sprachschwierigkeiten der Eltern mitlernen. Umgekehrt ist es nie ein Nachteil, wenn Kinder zu Hause in einer Familiensprache groß werden, die das Umfeld nicht spricht.

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Was ist die beste Sprache für mein Kind?

Die jeweilige Landessprache lernen sie durch den Umgang mit Kindergarten- und Schulfreunden, beim Einkaufen, beim Arzt und in anderen alltäglichen Situationen von ganz alleine. Eltern sollten also mit Kindern immer die Sprache sprechen, in der sie sich am ehesten wohl und zu Hause fühlen. Das heißt unter Umständen, dass Mama Italienisch und Mama Japanisch spricht, und das in Deutschland. Partner und Partnerin lernen jeweils mit. Denn Kinder können am Anfang noch nicht unterscheiden, welche Sprache bei wem „ankommt“. Das zu unterscheiden, gehört zum Lernprozess dazu.

Was, wenn Sprachen gemischt werden?

Auch das ist ganz normal, wenn Kinder von Geburt an mehrsprachig aufwachsen. Eine konsequente mehrsprachige Erziehung bringt es mit sich, dass Kinder einen Gegenstand immer zuerst in der Sprache benennen, in der sie ihn kennenlernen. Deutsches Brot in der Bäckerei wird immer Brot sein, wohingegen die Weizennudeln, die Mama zu Hause kocht, Pasta heißen (nicht Nudeln).

Sprachen mischen heißt, das jeweils passende Wort aus den verschiedenen zur Verfügung stehenden Sprachen herauszusuchen. Erst dann, wenn eine Eins-zu-Eins-Übersetzung beherrscht wird (gegen Ende der Grundschulzeit), können Kinder sich wirklich frei aussuchen, was sie sprechen und mischen die Sprachen nicht mehr. Erwachsene stellt das bisweilen vor Probleme, für die Kinder selbst ist es unproblematisch.

Mehrsprachige Erziehung – Neurobiologisch kein Problem

Mehrsprachige Erziehung überfordert kein Kind. Wenn die Erziehung von Anfang an konsequent mehrsprachig erfolgt, lernt das Kind genauso schnell oder langsam wie andere Kinder sprechen, später lesen und schreiben. Die Nervenbahnen im Gehirn sind bei Kindern noch nicht vollständig verknüpft, die „Datenbahnen“ müssen erst ausgebaut werden. Die Kapazitäten, mit zwei oder drei Sprachen aufzuwachsen, sind auf jeden Fall da, und andere Lerngebiete leiden auch nicht darunter. Im Gegenteil: Mehrsprachige Kinder sind in der Regel auch in anderen Bereichen in der Schule „ganz gut dabei“. Sie haben weder Lernschwierigkeiten, noch Probleme im logischen oder mathematischen Bereich.

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Titelbild: © Media Bakery13 – shutterstock.com

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

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