Warum ist freies Spiel so wichtig?

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Ein Kind steht im Feld und ist als Pilot verkleidet
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Freies Spiel ohne Anregungen von Erwachsenen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes. Warum das so ist und wie ihr freies und kreatives Spiel fördern könnt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Was bedeutet freies Spiel?

Ganz konkret bedeutet freies Spiel: Ein Kind spielt selbstbestimmt und ohne Vorgaben oder Anleitung durch Erwachsene. An einem selbstgewählten Ort und mit den Spielmaterialien, mit denen es in dem Moment gerne spielen möchte. Es gibt in diesem Szenario also keine Erwachsenen, die Spielangebote machen oder zeigen, wie man etwas „richtig“ spielt. Das Kind entdeckt stattdessen auf eigene Faust im Spiel seine Umgebung.

Was sind die Vorteile für die Entwicklung des Kindes?

Ein aus Holz gefertigtes Spielzeugauto in grüner Farbe.

Copyright: little greenie OHG

Nun mag man sich fragen: Warum ist dieses freie Spiel so wichtig? Und ist es falsch, dem Kind Spielangebote zu machen? Die Antwort auf letztere Frage lautet ganz klar: Nein. Auch Impulse und Interaktion mit Erwachsenen sind sehr wichtig. Aber es sollte eben auch immer Zeiten des freien, selbstbestimmten Spiels geben. Denn dieses ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und die Gehirnentwicklung des Kindes: Im freien, selbstbestimmten Spiel erleben Kinder sich als selbstwirksam. Sie merken: „Ich kann das!“ auch ohne die Hilfe von Erwachsenen. Sie lernen, Rückschläge in Kauf zu nehmen und sich wieder zu motivieren, wenn etwas nicht gleich klappt. Sie lernen, kreativ zu werden und eigene Ideen zu entwickeln, sich selbst wahrzunehmen und mutig zu werden. Und ganz nebenbei erfahren Kinder so ganz viel über die Welt, in der sie leben. Später im freien Spiel mit anderen Kindern geht es dann auch darum, gemeinsam Regeln zu entwickeln und diese einzuhalten und als Team zusammenzuarbeiten.

Wenn Kinder dabei das spielen dürfen, was sie gerade wirklich interessiert, werden diese Lernprozesse noch verstärkt. Wir Erwachsene kennen es auch von uns selbst: Wenn uns etwas wirklich interessiert und wir neugierig auf etwas sind, lernen wir viel besser, als wenn man uns Vorgaben macht, womit wir uns jetzt gerade beschäftigen sollen. Durch diese eigene, innere Motivation und eine Beschäftigung, die Spaß macht, lernen auch Kinder mühelos und quasi automatisch – und dies wirkt sich wiederum positiv auf Vernetzungen im Gehirn aus.

Wie kann ich freies Spiel fördern?

Freies Spiel ist per se selbstbestimmtes Spiel und kann von Erwachsenen deshalb als solches nicht initiiert werden. Trotzdem können Eltern einiges dafür tun, um ein gutes Umfeld für freies Spiel zu schaffen:

  • Die eigenen Erwartungen an das Spielverhalten des Kindes zurücknehmen und keine Vorgaben machen, wie ein Spielzeug „richtig“ zu nutzen ist: Euer Kind nutzt euren Besen als Gitarre? Statt „Nein, das ist ein Besen, damit fegt man den Boden!“ lieber ein „Oh wie schön, du machst Musik!“. Auch sollte man dem Kind nicht erklären oder vormachen, wie man ein Spielzeug zusammenbaut oder wie man damit spielt. Lasst euer Kind kreativ werden und es selbst herausfinden!
  • Das Kind mit allem spielen lassen: Nicht nur Spielzeug eignet sich zum Spielen und zum Welt-Entdecken. Im Gegenteil, oft sind gerade Alltagsgegenstände, die auch die Erwachsenen benutzen, viel interessanter. Lasst euer Kind auch mit solchen Sachen spielen und experimentieren – ihr solltet nur darauf achten, dass sie sicher sind und z.B. keine Kleinteile verschluckt werden können.
  • Bei Langeweile nicht sofort für Beschäftigung sorgen: Eurem Kind ist langweilig? Die Versuchung ist groß – auch um Quengeln zu vermeiden – sofort mit einer neuen Spielidee für Ablenkung zu sorgen. Dabei ist Langeweile so wichtig: Sie weckt Kreativität und euer Kind entdeckt, dass es in der Lage ist, eigene Ideen zu entwickeln. Es lohnt sich also, Langeweile mal auszuhalten!
  • Spielmaterialien in Reichweite des Kindes aufbewahren: So hat euer Kind alles selbst im Blick und kann sein Spielzeug frei auswählen, ohne dass es darauf angewiesen ist, dass ihr es vom Regal holt oder aus der schwer zu öffnenden Kiste herausholt.
  • Das Kind auch mal „machen lassen“, wenn die Beschäftigung aus Erwachsenensicht wenig sinnvoll ist: Zugegeben, es fällt manchmal schwer, nicht einzugreifen, wenn das Kind mit beiden Händen in Matschpfützen wühlt oder der Heimweg von der Kita ewig dauert, weil das Kind seit 10 Minuten Käfer am Wegesrand beobachtet. Aber genau das sind gute Gelegenheiten, euer Kind selbstbestimmt und spielend die Welt erkunden zu lassen!

Welches Spielzeug eignet sich für freies Spiel?

Ein Kind spielt mit einem aus Holz gefertigten Spielzeugauto

Das perfekte Spielzeug für freies Spiel gibt es nicht. Alles, womit sich Kinder gerne beschäftigen, kann verwendet werden. Copyright: little greenie OHG

Grundsätzlich eignet sich für freies Spiel alles, womit Kinder sich gerne beschäftigen. Dies muss kein Spielzeug sein – auch andere Gegenstände, die Kinder in dem Moment interessant finden, eignen sich wunderbar für freies Spiel. Draußen können das Steine, Stöcke oder Tannenzapfen sein. Drinnen vielleicht Schachteln, Pappkartons, Decken oder Küchenutensilien.

Aber auch bei der Spielzeugauswahl kann man darauf achten, freies und kreatives Spiel durch das Spielzeug zu fördern. Viele Spielzeuge, die es heute gibt, sind oft sehr detailgetreu, haben nur einen festgelegten Zweck und bespaßen Kinder eher passiv: Das Spielzeug macht selbst Geräusche, fährt von selbst oder spielt ein Lied. Das Kind findet sich hier eher in einer passiven Rolle wieder. Eigene Ideen und Kreativität werden so eher eingeschränkt. Förderlicher für freies, kreatives Spiel ist einfaches Spielzeug, das in vielfacher Weise verwendet werden kann und erst durch die Fantasie des Kindes zum Leben erweckt wird.

Ein schönes Beispiel: Das kunterbunte, kreative Spielzeug von Grimms. Der große Regenbogen eignet sich nicht nur als Stapelspiel für die Kleinsten, sondern wird in der Fantasie der Kinder zum Tunnel für die Spielzeugautos, zum Weidezaun für die Pferdekoppel oder zur Wiege für die Babypuppe. Zusammen mit Bauplatten und unregelmäßig geformten Bauklötzen können mit ihm fantasievolle Türme und komplexe Gebäude errichtet werden.

Auch das farb- und formenreiche Holzspielzeug von Grapat, einem kleinen Familienunternehmen aus Spanien, geht in eine ähnliche Richtung: Bunte, einfach gehaltene Holzfiguren, Murmeln und Becher werden in der Fantasie des Kindes zu Märchenfiguren, Eiskugeln und Räuberhöhlen und fördern so freies Spiel und Kreativität. Ganz nebenbei lernt das Kind etwas über Größenverhältnisse und Formen- und Farbenlehre, die dem Grapat Spielzeug zugrundliegen.

Bildnachweis Titelbild: iStock – evgenyatamanenko

Über den Autor

Carolin Klapper

Carolin ist Mutter von zwei Kindern und hat gemeinsam mit ihren Schwestern den Online-Shop littlegreenie gegründet. Hier gibt es nachhaltige und ökologisch hergestellte Produkte rund um die Themen Kind und Familie. Eines von Carolins Spezialgebieten ist pädagogisch wertvolles Kinderspielzeug.

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