Sprachstörungen bei Kindern: Wann sollte therapeutisch behandelt werden?

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Kind spricht durch ein Megafon
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Kinder sind kleine Individuen, sie sind es in ihrer Entwicklung, in ihrer Ausdrucksweise, in Sprachmelodie, Wortschatz und Aussprache. Und dabei ist es völlig egal, ob sie ein- oder mehrsprachig, im Dialekt, mit mehreren Dialekten, auf dem Land oder in der Stadt aufwachsen. Kinder entwickeln sich in Sachen Aussprache einfach individuell. Trotzdem gibt es ein paar Auffälligkeiten, die unter Umständen therapeutisch behandelt werden sollten.

Sprechen lernen ist ein langsamer Prozess

Wenn Kinder auf die Welt kommen, können sie noch nicht sprechen, sie verstehen Sprache auch nicht. Allerdings können sie aufgrund der Sprachmelodie, der Tonlagen und dem Tempo der ihr vertrauten Stimmen schon grob einordnen, ob es angebracht ist, in Panik auszubrechen, oder ob es da jemand Wohl meint.

Innerhalb des ersten Lebensjahres entwickelt sich das Sprachverständnis enorm, der Alltag wird kommunikativ erlebt, Gegenstände bekommen Namen, Handlungen werden benannt – von den Großen.

Die Kinder selbst können ab einem Alter von etwa sechs Monaten lernen, sich zumindest über Gebärden auszudrücken, der Stimmapparat selbst ist zu komplex, um vor dem ersten Geburtstag wirklich bedient zu werden. Trotzdem wird tüchtig geübt, lallende Tonfolgen, Silbenwiederholungen und Prustelaute bis hin zu einem Keckern machen Babys unheimlich viel Spaß.

Wenn ein Kind diese Entwicklung im ersten Lebensjahr nicht durchmacht, kann der Kinderarzt abklären, ob das Gehör funktioniert und wie man das Kind zum Brabbeln animieren kann. Denn diese bisweilen ganz witzigen Babygespräche sind wichtige Übungen zum Sprechen lernen, sie trainieren den Stimmapparat und die Nerven, die diesen mit den sprachverarbeitenden Teilen des Gehirns verbinden.

Video: Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen

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Wörter werden zu Sätzen, Sätze werden zu kleinen Geschichten

Im zweiten und dritten Lebensjahr tut sich in Sachen Sprache ganz viel. Irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Geburtstag „explodiert“ der Wortschatz – bis zu fünfzig neue Wörter, die zwar noch etwas nuschelig, aber doch erkennbar ausgesprochen werden und eine ganz definitive Sache benennen, sind normal. Wenn Kinder mehrsprachig aufwachsen, kann es sein, dass erst eine, dann die andere Sprache entwickelt wird, manchmal brechen auch beide gleichzeitig durch und werden gemischt.

Der Wortschatz wird kontinuierlich ausgebaut, und die Grammatik kommt kaum hinterher. Wörter werden im dritten Lebensjahr zu kurzen, dann zu immer längeren Sätzen verbunden, bis die Kinder ganze Geschichten erzählen können.

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Typische Laute, die Kleinkindern Schwierigkeiten bereiten

Einzelne Laute sind typischerweise noch sehr undeutlich: Die Zischlaute „s“, „ch“, „sch“ und „z“ können zwar gehört auseinandergehalten werden, aber nicht deutlich produziert werden. Das ist ganz normal und wird sich erst innerhalb der nächsten zwei Jahre legen.

Die Laute „r“ und „l“ bereiten ebenfalls Probleme in der Aussprache, und sehr lange Wörter werden oft durcheinandergebracht. Wenn also bei Dreijährigen aus dem Luftballon sprachlich ein „Buffabong“ wird, aus dem Schlafanzug ein „Slansansug“ und aus dem Stachelschwein ein „Saddeldein“, dann ist das völlig normal und bedarf keiner Therapie.

Lispeln, Stottern – wenn die Sprachentwicklung stark verzögert ist

Verzögert sich die Sprachentwicklung bei Kindern, kann das unangenehme Folgen haben. Denn bei Eintritt in die Grundschule sollte die Aussprache bei Kindern so deutlich sein, dass sie sich auch Fremden gegenüber ohne Probleme verständlich machen können. Wichtiger noch: Kinder lernen, nach dem Gehör zu schreiben. Die ersten kleinen Geschichten werden also so geschrieben, wie die Wörter gesprochen werden, was vor allem bei im Dialekt aufgewachsenen Kindern manchmal zu Lachern führt.
 
2 Kinder sitzen auf dem BodenWer aber nicht richtig sprechen kann, weil das Gehör nicht mitspielt oder ein anderes gesundheitlich relevantes Problem vorliegt, der hat normalerweise auch größere Probleme mit der Rechtschreibung. Spätestens jetzt wird der Kinderarzt Eltern darauf aufmerksam machen, dass Stottern und Lispeln in einer logopädischen Praxis in spielerischen Übungen behoben werden können.
 
 
Die Ursachen für eine Sprachverzögerung oder Sprachstörung sind vielfältig, sie reichen von Fehlbildungen im Gesichtsbereich und Stimmapparat über häufige Infekte der Ohren im Kleinkindalter, allgemeine Entwicklungsverzögerung, mangelndes Sprachangebot im Umfeld und frühkindliche Hirnschädigungen bis hin zu psychischen Beeinträchtigungen wie Autismus, ADS und ADHS.

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Bildquelle Titelbild: © Sunny studio – shutterstock.com
Bildquelle 2 Kinder: © pio3 – Fotolia.com

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

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