Segen oder Fluch – Begabungen richtig entdecken und fördern

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kluges Kind
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Einen hochbegabten Sprössling zu haben erscheint vielen Eltern als wünschenswerter Umstand. Dabei bedenken jene Mütter und Väter anscheinend nicht, dass Hochbegabung keineswegs das sprichwörtliche „große Los“ ist – sie kann für das gesamte Lebensumfeld und das Kind selbst überaus belastend sein.

Eine einheitliche Einteilung existiert nicht!

Wer in Deutschland als hochbegabt eingestuft wird, erreicht bei einem US-amerikanischen Test vielleicht nur ein durchschnittliches Ergebnis. Auch innerhalb Europas kursieren unterschiedlichste IQ-Test-Varianten, so dass keine verlässlichen Kriterien darüber Auskunft geben, ob jemand tatsächlich hochbegabt ist. Außerdem passen sich die Fragen an den jeweiligen Zeitgeist an. Ein Hochbegabter aus den 1930er Jahren würde bei einem modernen Verfahren sicherlich mittel- bis unterdurchschnittlich abschneiden und absolvieren Kinder, die nach 2000 geboren wurden Aufgaben aus den 60ern, wäre das Erreichen eines guten Ergebnisses fast unmöglich.

Deshalb braucht es mehrere IQ-Testungen bis auch von ärztlicher Seite von Hochbegabung gesprochen wird. Generell: Nur rund 2 Prozent aller Menschen gehören der Gruppe der Hochbegabten an – auch wenn zahllose Medienberichte dieser Tage den Eindruck erwecken in jeder Grundschulklasse säßen gleich mehrere solcher kindlicher Genies, ist es eher unwahrscheinlich ein hochbegabtes Kind zu Hause zu haben.

Video: Schlauer als der Rest: Drei Generationen Hochbegabte

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Indizien, die für eine Hochbegabung sprechen

Da es keinen Einheitskatalog über die „Symptome“ der Überintelligenz gibt, vermag die folgende Auflistung auch nur Hinweise aber keine Beweise zu liefern.
Anzeichen sind:

  • Das Kind beschäftigt sich bereits in sehr jungen Jahren und aus eigenem Antrieb mit Büchern. Vielfach fängt es noch vor Schuleintritt an zu lesen.
  • Es verfügt über einen Wortschatz, der selbst von Erwachsenen nur selten erreicht wird und besitzt ein erstaunliches Detailwissen.
  • In Schule oder Kindergarten fällt der Nachwuchs durch das ständige „Sich-langweilen-auf“. Altersentsprechende Themen können sein oder ihr Interesse nicht wecken.
  • Das Kind führt ein Dasein als Klassenclown. Obwohl es die anderen ständig ablenkt, schreibt es dennoch selbst nur hervorragende Noten.
  • Routinearbeiten werden als langweilig abgestempelt und oft rigoros abgelehnt.
  • Der Sprössling neigt zum Perfektionismus und ist bei jedem neuen Interessensfeld versessen darauf so schnell wie möglich alles darüber zu erfahren.
  • Andere Kinder sehen den Betroffenen als Spielverderber an, da dieser Zusammenhänge rasch erkennt und dem Spiel gerne den „Zauber“ nimmt.

Optionen der Hochbegabtenförderung: individuell und anspruchsvoll

Obwohl sich längst nicht alle Hochbegabten innerhalb ihrer Klassengemeinschaft langweilen, wird das Überspringen einer Jahrgangsstufe als Nonplusultra der schulischen Förderung gesehen. Zwar sind die sogenannten „D-Zug-Klassen“ für einige das perfekte Rezept, doch zeigen andere Betroffene nur in manchen Fächern eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft und ein ebensolches Verständnis. Seit Kurzem ist es deshalb möglich, das „Drehtürmodell“ anzuwenden. Im Zuge dessen nehmen die Kinder lediglich in manchen Fächern am Unterricht in höheren Klassenstufen teil. Englisch, Deutsch und Latein lernt der Zwölfjährige gemeinsam mit der Oberstufe während er zur Mathematikstunde zu seinen gleichaltrigen Mitschülern zurückkehrt.

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Darüber hinaus wird darauf geachtet, den Hochbegabten die regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben zu ermöglichen und ihnen zusätzliche Kurse sowie bilingualen Unterricht anzubieten. Erscheinen diese Fördermöglichkeiten auf den ersten Blick durchaus positiv, darf nicht vergessen werden, dass das ständige Ausscheren aus der Klassengemeinschaft Isolation bergen kann.

Die Vielfalt der Hochbegabten

Nicht jeder überdurchschnittlich Intelligente hat Schwierigkeiten damit Freundschaften zu schließen, im Unterricht nicht zum Störenfried zu werden oder den Stempel „Streber“ loszuwerden. „Rain Man’s“ sind selten und auch Mozarts werden nur wenige geboren. Trotzdem: Bei aller Freude über die geistige Leistungsfähigkeit des Kindes ist diese Begabung ebenso Fluch wie Segen.

Titelbild: © istock.com – Сергей Хакимуллин

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

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