Familienleben in Indien – Kulturen im Vergleich

0
Indische Familie
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (10 Bewertunge(n), Durchschnitt: 3,40 von 5)
Loading...

Indien ist ein faszinierendes Land, das sowohl von der Farbenvielfalt als auch der Kultur und den landschaftlichen Eindrücken überzeugt. Wer aber hinter die Kulissen blickt, wird schnell feststellen, dass das Familienleben innerhalb Indiens völlig anderen Regeln folgt, als wird das in Breiten gewohnt sind.

Stadt und Land unterscheiden sich in Indien hinsichtlich der Familienkultur wesentlich

In Indien wird grundsätzlich ein völlig anderes Familiennetz geknüpft, als dies in unseren Breiten der Fall ist. Großfamilien mit 60 oder 70 Familienmitgliedern, die gemeinsam an einem bzw. bei Tisch sitzen, sind in Indien eher die Regel als die Ausnahme – zumindest dann, wenn die ländlichen Regionen betrachtet werden. In der Stadt dagegen zeichnet sich ein relativ neues Bild ab. Hier ist in den letzten Jahren mehr und mehr der weibliche Single anzutreffen. Das ist nicht verwunderlich. Frauen, die in Indien auf dem Land wohnen, wissen schon sehr früh, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist. Das ist an der Seite eines Mannes, mit dem sie viele Kinder haben.

Dazu sind sie für die Versorgung der Familienangehörigen zuständig und wenn eine indische Frau auf dem Land kochen muss, dann wird sie sich selbst über von uns als Großfamilien-Zusammenkünfte von etwa 20 Personen eher amüsieren. 50, 60 oder 70 oder noch mehr Personen, die zur Familien gehören und daher beköstigt werden wollen, sind dort eher Regel als Ausnahme. Nicht verwunderlich ist da, dass Frauen, die in städtischen Regionen leben, sich diesem Bild nicht mehr unterwerfen möchten, anstelle dessen Bildung und eine Karriere anstreben und dafür gern Single sind

Die Clanführer müssen die Frauen unter Kontrolle halten

Damit das System der Großfamilie, die von den jüngeren Frauen versorgt wird, auch tatsächlich funktioniert, geben viele sogenannte Clanführer auch zu, dass sie die Frauen stark unter Kontrolle halten müssen. Das heißt für die Frau in der ländlichen Region nicht nur, dass sie praktisch keine Rechte hat. Darüber hinaus wird auch ihr Bildungsstandard gern gering gehalten. Nur Frauen, die ihr Leben nicht reflektieren, begehren auch nicht auf. Damit dieses traditionelle ländliche Familienbild auch aufrecht erhalten werden kann, muss bei den Söhnen schon wieder auf den Erhalt des Systems geachtet werden.

Im Klartext heißt das, dass den jungen Söhnen schon sehr früh sehr junge Frauen ausgesucht werden, mit denen sie dann eine Ehe eingehen. Maximal 15 Jahre alt sind die meisten Frauen in Indien, wenn sie auf dem Land den Mann für das Leben heiraten. Darüber hinaus ist die Frau dann besonders begehrt und wertvoll, wenn sie eben einen geringen Bildungsstand aufweist.

Indiens Architektur

Die Traditionen kollidieren mit den Wünschen der Wirtschaft

Keine Frage – in Indien müssen sich die Alten nicht vor einem Leben in der Seniorenresidenz fürchten. Viele Kinder zu haben bedeutet im Alter auch, versorgt zu sein. Durch die vielen Kinder wird Indien auch in einigen Jahren noch ein Durchschnittsalter bei der Milliardenbevölkerung von 29 Jahren haben, während wir in Deutschland mit unserem Familienbild längst beim Durchschnittsalter von 45 Jahren angelangt sind. Die Wirtschaft sieht dieses traditionelle Leben aber nicht sehr positiv, denn Fachkräftemangel gerade in hochqualifizierten Berufen ist ein großes Problem. Allerdings ist auch eine neue Entwicklung zu sehen, nämlich die, dass Familien zersplittern, weil der eine Teil des Nachwuchses die Traditionen pflegt, während der andere Teil die Stadt, die Bildung und die Karriere sucht.

Mädchen Ratgeber

Indien – ein reizvolles Land mit starken Traditionen

Auch im 21. Jahrhundert gelten in Indien noch Traditionen, zu denen gehört, dass die Frau jung heiratet, wenig Bildung hat und die Familienversorgung sichert. Allerdings ergeben sich inzwischen Zersplitterungen dieses Konzeptes, weil junge Leute öfter Bildung, Karriere und modernes Leben suchen.

Ebenfalls interessant: Gelassenheit und innere Ruhe: Was wir von Buddhisten lernen können

Titelbild: © iStock.com/szefei
Textbild: © iStock.com/taolmor

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

Keine Kommentare