Bundesweite Aktion: Organisation hilft Kindern aus Suchtfamilien

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Alkoholkrankheit als Belastung für Kinder
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Alkoholismus ist eine verbreitete Krankheit. Auch wenn aufgrund der hohen Dunkelziffer der Süchtigen keine verlässlichen Zahlen vorliegen, geht die „Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien“ davon aus, dass 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland unter alkoholkranken Eltern leiden. Die Hilfsorganisation Nacoa widmet sich in einer Aktionswoche explizit diesem Thema.

Die amerikanische „National Association for Children of Alcoholics“ (Nacoa) hat für die Woche vom 9. bis zum 15. Februar gemeinsam mit ihrem deutschen Pendant „Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien“ eine Aktionswoche zum Thema Suchtfamilien ins Leben gerufen.

Wie Nacoa auf ihrer deutschen Web-Präsenz erläutert, besteht das Anliegen bei der Themenwoche darin, „vergessenen Kindern eine Stimme zu geben.“ Dies sei wichtig, „weil Kinder in Sucht-Familien stets in einer Atmosphäre von Unsicherheit und Angst aufwachsen.“

Alkoholkranke Eltern oder Elternteile seien vor allem aufgrund emotionaler Schwankungen „meistens nicht in der Lage, ihren Kindern Zuwendung und Liebe mit der Beständigkeit und Zuverlässigkeit zu geben, wie die Kinder dies zum gesunden Aufwachsen bräuchten“, heißt es bei nacoa.de weiter.

Kinder leiden massiv unter Sucht der Eltern

Der Verein führt erschreckende Zahlen ins Feld: Demnach würde etwa ein Drittel der betroffenen Kinder und Jugendlichen im Erwachsenenalter selbst stofflich abhängig. Ein weiteres Drittel habe besonders während des Aufwachsens mit psychischen oder sozialen Störungen zu kämpfen.

Auch am letzten Drittel der Kinder würde die Abhängigkeit der Eltern nicht spurlos vorbeigehen. Zwar kämen sie zunächst ohne sichtbare Schädigungen davon, allerdings würden viele von ihnen im Erwachsenenalter unter Depressionen, Ängsten, psychosomatischen Störungen und nichtstofflichen Abhängigkeiten leiden.

Video: Bremer Modell für Suchtfamilien

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Breite Resonanz im gesamten Bundesgebiet

Während der Nacoa-Themenwoche zu Suchtfamilien beteiligen sich 40 Vereine im gesamten Bundesgebiet, die in mehr als 70 Veranstaltungen ihre Programme und Anliegen vorstellen. Ein Teilnehmer ist der Reutlinger Verein „Vergessene Kinder“, der 1998 eine Gruppe ins Leben rief, in der Jungen und Mädchen aus Familien von Suchtkranken eine Zuflucht finden.

Das Ziel der Gruppe besteht darin, den Kindern als verständnisvolle Erwachsene den emotionalen Halt zu bieten, den sie in ihren Familien nicht vorfinden. Dieses Unterfangen sei in den letzten Jahren allerdings immer schwieriger geworden, beklagte „Vergessene Kinder“-Leiter Rolf Dittert im Gespräch mit dem „Reutlinger General-Anzeiger“: „Mit der Ganztagsschule haben Kinder und Jugendliche fast keine Zeit mehr dafür.“

Mädchen Ratgeber

Öffentlichkeitsarbeit essenziell für die Aufklärung

Hartmuth Nicklau von der Suchtberatung des Reutlinger Diakonieverbands merkte an, dass eine Aktionswoche wie die von Nacoa „sehr wichtig“ sei, um immer wieder auf das Problem aufmerksam zu machen und die breite Öffentlichkeit für das Thema Alkoholismus mit all seinen Folgen für die Betroffenen und deren Angehörige zu sensibilisieren.

Nacoa selbst bietet regelmäßig moderierte Gruppenchats für Jugendliche im Internet unter dem Motto „Hilfe, meine Eltern trinken“ an. Weiterhin unterhält der Verein an jedem Mittwoch von 12 bis 13 Uhr ein Beratungstelefon für Fachkräfte und Betroffene.

Diesem Beispiel folgen auch viele kleine Vereine in ganz Deutschland, wie der Reutlinger Diakonieverband, der nicht nur eine telefonische Suchtberatung anbietet, sondern auch mit mehreren Schulen kooperiert, um in den Klassen „über Sucht und die Auswirkungen auf Kinder“ zu informieren, wie Suchtberater Hartmuth Funk erklärte.

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Bildquelle: ejwhite – Shutterstock.com

Über den Autor

Michaela Lieber

Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.

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