Es gibt viele Gründe, warum Kinder von ihren Eltern entfremdet sind. Manchmal sind Trennung und Scheidung der Eltern daran beteiligt, manchmal sind es andere Ursachen. Man unterscheidet im fachlichen Bereich zwischen einer einfachen Entfremdung und einem „PAS“ genannten Krankheitsbild, das schwere Folgen für die Kinder hat und unbedingte therapeutische Intervention erfordert.
Aus freien Stücken oder erzwungen?
Es ist nicht immer ganz leicht zu entscheiden, warum sich ein Kind einem Elternteil abwendet. Manchmal geschieht das durchaus aus freien Stücken, wenn das Kind entscheidet oder spürt, dass der Kontakt nicht gut tut, sondern Schaden anrichtet. Die Ursachen dafür sind in der Regel im Verhalten der Erwachsenen zu sehen, beispielsweise in Gewalt, Missbrauch oder mangelnder Fürsorge.
Kinder, die sich in psychotherapeutischer Behandlung befinden, können mithilfe der Therapeuten natürlich zu dem Schluss kommen, dass der Umgang ihnen schadet. Zu fragen wäre in diesem Fall aber: Haben die Verhaltensweisen des Elternteils einen Anteil daran, dass das Kind sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet? Ein anderer Fall liegt vor, wenn die Entfremdung mehr oder weniger erzwungen ist.
Video: Parental Alienation Syndrom – Eltern Kind Entfremdung – maternaler Missbrauch – vaterlos
PAS – Parental Alienation Syndrome
Dieses Krankheitsbild liegt dann vor, wenn ein Kind durch massiven Druck und psychologischen Terror dazu gebracht wird, sich von einem Elternteil loszusagen oder den Kontakt abzubrechen. Im Fall von Scheidungen kommt es manchmal dazu, wenn ein Elternteil dem anderen die Schuld an der Trennung gibt und die Streitigkeiten vor den Kindern ausgetragen werden.

Wenn Kindern eingeredet wird, dass ein Vater oder eine Mutter nur schlecht seien oder die Schuld an der Trennung trügen, glauben Kinder das irgendwann auch. Symptome des PAS sind unter anderem nächtliches Einnässen, Depressionen, Schlafstörungen und andere.
Psychotherapie zum Wohl des Kindes
Generell findet eine psychotherapeutische Behandlung bei Kindern und Jugendlichen zum Wohl der Betroffenen statt. Da Kinder und Jugendliche beide Elternteile als feste Bezugspersonen brauchen, ist erst einmal davon auszugehen, dass eine Entfremdung von den Eltern grundsätzlich unerwünscht ist.
Abgesehen davon wird sich kein Therapeut dazu verleiten lassen, einem Kind oder Jugendlichen gegenüber einen Elternteil zu ignorieren, schlecht über ihn oder sie zu reden oder den Umgang verbieten zu wollen. Vielmehr ist es so, dass in den meisten Fällen eine Zusammenarbeit mit den Eltern erwünscht ist, so dass die bestehenden Probleme gemeinsam angegangen werden können.
Offenheit und systemische Ansätze
Eltern sollten sich grundsätzlich einer Psychotherapie der Kinder gegenüber offen zeigen. Für Kinder ist diese schwer genug, sie benötigen jeden Beistand und alle Hilfe, die sie bekommen können, um in dieser schweren Zeit klar zu kommen. Immerhin soll eine Psychotherapie heilen und bestehende Probleme lösen.
Insofern können Familientherapien, systemische Beratungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeuten, Eltern und Betreuungspersonen nur fruchtbar sein. Von Entfremdung hat in diesem Fall niemand einen Vorteil.
Titelbild: ©istock.com – alexsokolov
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