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Ratgeber Kindererziehung: Das sind die größten Irrtümer

Um wenig wird in Deutschland so arg gestritten wie um die Kindererziehung. Die Regale in den Buchhandlungen sind voll von Ratgebern, und Amy Chua ist bekannt wie ein bunter Hund. Jeder hat eine Meinung zu dem Thema, und ständig wird in den Medien eine neue Sau durch’s Dorf getrieben.

Der Generationenkonflikt? Oder eher Konflikte innerhalb einer Generation?

Es geht um Konflikte, die bleiben nie aus. Den ersten haben Eltern in der Regel mit den eigenen Eltern: Kind, Du machst das alles falsch. Bei uns früher ging das so … Und dann geht es los. Aber Mütter und Väter sollten sich davon kein schlechtes Gewissen machen lassen, denn früher war erstens ohnehin alles besser und zweitens waren die Kinder damals nicht so frech. Oder so.

Nicken und lächeln hilft immer. Den größten Druck machen sich aber Mütter untereinander. Da wird gefachsimpelt und verglichen, die eine Theorie gegen die andere abgewogen, und am Ende sitzen alle mit langen Gesichtern und unter immensem Druck da. Vielleicht sollte man einfach mal entspannen. Alle, Kinder und Eltern. Denn nichts wird so heißt gegessen wie man es kocht.

Klare Regeln oder Laissez-faire als Grundsatz?

Bisher bekam man immer zu hören, dass Kinder klare Regeln, Grenzen und Disziplin brauchen. Eine Gegenbewegung bildete sich in den 1960er Jahren, die dem Liberalismus geschuldet war und in das gegenteilige Extrem schwankte – ein Graus für jede Lehrkraft, die das Kind aus einer Familie übernimmt und beschulen soll. Inzwischen hat sich aber herumgesprochen, dass die Regeln gar nicht so wichtig sind.

Im Mittelpunkt einer Eltern-Kind-Beziehung steht nämlich tatsächlich die Beziehung: Gegenseitiges Verständnis, Rücksichtnahme und Fürsorge sind das Wichtigste. Und ja, genau da trifft man sie wieder, die Regeln: Rücksichtnahme ist für jedes Zusammenleben nötig, sei es in der Klasse, in der Familie oder dem Sportverein. Regeln, die über dieses Mindestmaß hinausgehen, darf man auch mal ignorieren.

Individualität und Konformismus: Was braucht’s?

Dies betrifft auch die frühe Schlafenszeit für Schulkinder, die gerade in Deutschland doch recht streng gehandhabt wird. In der Kindererziehung muss das Kind mit seinen ganz persönlichen Bedürfnissen und Fragen im Mittelpunkt stehen – nicht die von fremden Pädagogen aufgestellten Regeln. Insofern gibt es wohl keine Wahrheit, keine Irrtümer in Sachen Regeln: Kinder sind Individuen und sollten als solche behandelt werden.

Allerdings ist es einer der grausamsten Irrtümer überhaupt, wenn Eltern meinen, ihre eigene Individualität über den ausgefallenen Vornamen der Kinder ausleben zu müssen. Da ist ein bisschen mehr Normalität gefordert. Und die Normalität gilt auch in Sachen Kindergeburtstag und Beschäftigung: Kinder brauchen weder pompöse Feste, noch benötigen sie ständige Abwechslung.

Das ganz normale Leben bietet ihnen meistens schon genug. Viel Spielzeug ist nicht nötig, denn wenn Kinder spielen wollen, finden sie immer und überall Beschäftigung. Und vor allem ersetzt Spielzeug nicht Werte, moralische Unterstützung und Fürsorge. Gute Schulnoten müssen weder mit Geld, noch mit anderen Geschenken belohnt werden.

Kinder brauchen Normalität und entspannte Eltern

Den besten Draht zu ihren Eltern haben Kinder, die nicht zu sehr unter Druck gesetzt werden. Druck fängt nicht erst in der Schule an, sondern kann durchaus schon vorher in der Kindererziehung bestehen. Druck gibt es nämlich dann, wenn Eltern meinen, jedem Trend gerecht werden zu müssen. Wenn Eltern ihr Kind zweisprachig aufwachsen lassen, obwohl sie selbst die Fremdsprache nur mit Mühe beherrschen.

Wenn Eltern meinen, Kinder würden nur in der Kinderkrippe, der schulischen Ganztagsbetreuung und Kursen richtig gefördert. Fördern und Fordern ist wichtig – aber nur aus den alltäglichen Bedürfnissen heraus. Entspannung in der Beziehung ist wohl das Wichtigste, denn so wird Vertrauen aufgebaut, und das ist die Basis für eine stabile Beziehung.

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Bildquelle: Sheftsoff – Shutterstock.com

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Categories: Wohnen & Leben
Michaela Lieber: Seit Maximilian am 12. März 2010 das Licht der Welt erblickte, hat sich in meinem Leben viel verändert. Diese Erfahrungen teile ich gern. Als Redakteurin in meiner täglichen Arbeit, wie im privaten Umfeld.
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